Risk-Based Approach
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Der Risk-Based Approach (risikobasierter Ansatz) ist eine systematische Methode zur Bewertung, Priorisierung und Minderung von Risiken in Prozessen, Entscheidungen und Operationen. Besonders im Bereich der Life Sciences, der Pharma- und Biotech-Industrie wird dieser Ansatz genutzt, um begrenzte Ressourcen effizient für Bereiche mit dem höchsten Risiko oder der größten Auswirkung einzusetzen.
Begriffe und Konzepte
- Risikobewertung (Risk Assessment): Der Prozess der Identifizierung, Analyse und Bewertung von Risiken, um deren Wahrscheinlichkeit und Schweregrad einzuschätzen.
- Risikomanagement: Ein kontinuierlicher Prozess, der alle Phasen des Umgangs mit Risiken umfasst, von der Identifikation bis zur Überwachung und Minderung.
- Kritikalität: Ein Konzept zur Bewertung der Wichtigkeit von Prozessen oder Komponenten, basierend auf ihrem Einfluss auf Qualität, Sicherheit oder Wirksamkeit.
- ICH Q9: Eine Qualitätsleitlinie des International Council for Harmonisation, die Prinzipien des Qualitätsrisikomanagements definiert und speziell für die Pharmaindustrie entwickelt wurde.
Bedeutung
In der Life-Science- und Pharmaindustrie hat der risikobasierte Ansatz zentrale Bedeutung, um Vorschriften einzuhalten, Produktqualität zu gewährleisten und die Patientensicherheit zu schützen. Zu den Vorteilen gehören:
- Effiziente Ressourcennutzung: Konzentration auf risikoanfällige Bereiche, wodurch unnötiger Aufwand für Prozesse mit geringem Risiko vermieden wird.
- Verbesserte Compliance: Sicherstellung der Einhaltung regulatorischer Anforderungen durch Behörden wie FDA, EMA oder WHO.
- Verminderung von Betriebsunterbrechungen: Proaktives Management potenzieller Risiken, bevor diese zu Problemen werden.
- Sicherung der Produktintegrität: Schutz von Wirksamkeit, Reinheit und Sicherheit von Arzneimitteln, Biologika oder Medizinprodukten.
Prinzipien oder Methoden
Die effektive Umsetzung eines risikobasierten Ansatzes erfordert die Anwendung zentraler Prinzipien und Werkzeuge:
- Risikoklassifizierung: Einteilung von Risiken nach Wahrscheinlichkeiten und Auswirkungen.
- Risikoanalyse: Anwendung von Analysetools wie FMEA (Failure Mode and Effects Analysis), HACCP (Hazard Analysis and Critical Control Points) oder anderen statistischen Methoden.
- Fokussetzung: Priorisierung kritischer Parameter wie CQAs (Critical Quality Attributes) oder CPPs (Critical Process Parameters).
- Strategien zur Risikominderung: Implementierung von Prozesskontrollen, Systemvalidierungen oder Schulungsprogrammen.
- Kontinuierliche Verbesserung: Laufendes Monitoring, um neue Risiken frühzeitig zu identifizieren oder bestehende Kontrollmaßnahmen zu optimieren.
Zusätzlich ist die Förderung einer unternehmensweiten „Risikokultur“ entscheidend für den nachhaltigen Erfolg der Methode.
Anwendung
In der Praxis wird der Risk-Based Approach in verschiedenen Bereichen der Life Sciences eingesetzt, darunter:
- Klinische Studien: Einsatz von Risikoanalysen zur Identifikation von Patientensicherheitsrisiken oder Protokollverstößen.
- Pharmazeutische Herstellung: Sicherstellung der Einhaltung von GMP (Good Manufacturing Practice) durch Prozessvalidierung und qualifizierte Überwachung von Reinigungsprozessen und Anlagen.
- Regulatorische Zulassungsverfahren: Verwendung von Risikobewertungen, um die regulatorische Überprüfung effizient zu gestalten.
- Supply Chain Management: Identifizierung und Minimierung von Risiken in der Beschaffung, Lagerung und Logistik von Materialien.
- Qualitätskontrolle: Fokus der Analyse auf kritische Produkteigenschaften und -prozesse, um die Ressourcennutzung zu optimieren.
Eine konsequente Integration des risikobasierten Ansatzes in alle Phasen des Produktlebenszyklus führt zu weniger Problemen in der Produktion, schnelleren Markteinführungen und einer erhöhten Patientensicherheit.


