Human Factors Engineering (HFE)
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Human Factors Engineering (HFE), oder auf Deutsch auch Ingenieurwissenschaft der menschlichen Faktoren, befasst sich mit der Gestaltung von Systemen, Geräten und Prozessen, die die Interaktion mit Menschen optimieren. Ziel ist es, Sicherheit, Leistung und Benutzerfreundlichkeit zu verbessern. Im Bereich der Lebenswissenschaften, Pharmaindustrie und Biotechnologie hilft HFE, Produkte und Arbeitsabläufe so zu gestalten, dass sie den Bedürfnissen der Benutzer entsprechen, Risiken reduzieren und bessere Ergebnisse erzielen.
Begriffe und Konzepte
Human Factors (HF): Die wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Interaktion zwischen Mensch, Technologien und Prozessen befasst.
Usability Engineering: Ein Teilgebiet des HFE, das die Benutzerfreundlichkeit von Systemen und Produkten durch Optimierung von Interaktionen stärker in den Fokus rückt, um Fehler zu minimieren.
Kontext der Nutzung: Der physische, soziale und organisatorische Kontext, in dem ein System oder Gerät verwendet wird.
Risikominderung: Die Identifikation und präventive Vermeidung menschlicher Fehler während der Entwicklungs- und Einsatzphase eines Systems.
Bedeutung
Die Bedeutung von Human Factors Engineering in der Pharma-, Biotech- und Lebenswissenschaftsbranche lässt sich wie folgt zusammenfassen:
- Sicherheitsverbesserung: Durch die Berücksichtigung menschlicher Faktoren wird die Wahrscheinlichkeit von Fehlanwendungen, insbesondere im Bereich medizinischer Geräte, reduziert.
- Regulatorische Vorgaben: Zulassungsbehörden wie FDA und EMA verlangen die Anwendung von HFE-Standards zur Sicherstellung sicherer und effektiver Produktdesigns.
- Optimierung von Arbeitsprozessen: Effektivere Arbeitsabläufe durch ergonomische Gestaltung erhöhen die Effizienz und Produktivität.
- Steigerung der Benutzerakzeptanz: Produkte, die intuitiv und leicht bedienbar sind, werden schneller angenommen.
- Erhöhung der Innovationsfähigkeit: HFE unterstützt die Entwicklung zukunftsorientierter Lösungen, die mit den Bedürfnissen der Endbenutzer und Marktanforderungen übereinstimmen.
Prinzipien und Methoden
Human Factors Engineering stützt sich auf einige grundlegende Prinzipien und Methoden, darunter:
- Benutzerzentrierte Gestaltung: Ein iterativer Entwicklungsansatz, bei dem kontinuierliches Benutzerfeedback in den Designprozess integriert wird.
- Prototyping und Usability-Tests: Erstellung von Prototypen mit wiederholten Tests, um Fehlerquellen frühzeitig zu identifizieren und zu optimieren.
- Risikoanalyse: Anwendung von Methoden wie FMEA (Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse), um mögliche Risiken schon während der frühen Entwicklungsphase zu bewerten und kontrollieren.
- Nutzungsanalysen: Beobachtungen in simulierten oder realen Umgebungssituationen, um typische Verhaltensmuster zu erkennen und Verbesserungsmöglichkeiten abzuleiten.
- Kognitive Belastungsanalysen: Bewertung der Arbeitsbelastung und der kognitiven Anforderungen, um Überlastungen zu vermeiden.
Anwendung
Die Anwendung von Human Factors Engineering in der Pharma-, Biotech- und Lebenswissenschaftsbranche umfasst:
- Medizinproduktentwicklung: Gestaltung von Geräten wie Insulinpumpen, Diagnosegeräten und Wearables, die sicher und einfach zu bedienen sind.
- Arzneimittelabgabesysteme: Entwicklung von benutzerfreundlichen Geräten wie Injektoren, Pens und smarten Verpackungssystemen.
- Klinische Studien: Optimierung von Schnittstellen und Protokollen zur Erleichterung der Berichterstattung und Workflow-Anpassung für Studienpersonal und Teilnehmer.
- Herstellungsprozesse: Fehlervermeidung in GMP-konformen Fertigungsumgebungen durch ergonomische Prozessgestaltung.
- Digitale Gesundheitslösungen: Entwicklung von benutzerfreundlichen Patienten-Apps, Plattformen und digitalen Tools für Pflegekräfte.
Ein Beispiel wäre die Entwicklung eines smarten Inhalators, der Patienten durch personalisierte Echtzeit-Feedback-Mechanismen bei der richtigen Anwendung unterstützt, um Medikationsfehler zu minimieren.


