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Medikamente statt Corona-Impfung – Wie sind die Möglichkeiten?

Die Impfungen gegen das SARS-CoV-2 Virus sind in allen Ländern in vollem Gange. Viele Menschen erhoffen sich wieder mehr Normalität und den Weg zurück in das alte Leben.

Wir wissen also, dass die Impfung der richtige Weg ist. Doch nicht alle Menschen sind dafür empfänglich. Was wäre, wenn auch eine medikamentöse Behandlung der Coronavirus-Erkrankung funktionieren würde? Wir werfen hier die Frage auf und blicken damit auch auf den Stand der Forschung.

Dabei erhebt dieser Artikel keinen Anspruch auf Vollständigkeit, vielmehr möchten wir einen Blick auf die laufende Arzneimittel-Forschung werfen.

Unterschiedliche Art von Medikamenten

Für die Behandlung einer Corona-Infektion kommen verschiedene Medikamentenarten in Frage:

  • Medikamente mit antiviralem Wirkstoff, sogenannte Virustatika: Diese Arzneimittel sollen bewirken, dass Viren gar nicht erst in den Körper eindringen bzw. sich nicht vermehren können
  • Herz-Kreislauf-Medikamente: Diese Arzneimittel schützen Blutgefäße, das Herz und weitere Organe.
  • Medikation mit Immunsuppression: Wenn die Krankheit bereits fortgeschritten ist, sollen diese Arzneimittel die Abwehrreaktionen des Körpers in Schach halten, so dass nicht noch mehr Schaden entsteht.

Medikation gegen SARS-CoV-2 ist Neuland. Es gibt jedoch Arzneien, welche bereits auf dem Markt sind, um andere Viruserkrankungen zu therapieren. Hauptsächlich handelt es sich dabei um die Gruppe der Virustatika. Medikamente gegen HIV, Hepatitis, Malaria, Ebola und Grippe sind bereits erforscht und werden auch für den Einsatz einer SARS-CoV-2-Infektion untersucht. Deren Weiterentwicklung ist weniger aufwendig als die komplette Neuentwicklung eines Medikaments.

Wichtig dabei ist, dass eine Corona-Erkrankung verschiedene Phasen durchläuft und Wirkstoffe je nach Krankheitsverlauf und Krankheitsphase eingesetzt werden müssen. Andernfalls können die Arzneimittel sogar kontraproduktiv sein. Virustatika eigenen sich für den Beginn einer Corona-Infektion. Sie sollen das Virus an der Reproduktion beziehungsweise am Eindringen in den Körper hindern. 

Virustatika, welche das Andocken des SARS-CoV-2 Virus an der Körperzelle hemmen

Verschiedene Firmen testen Nasensprays mit antiviralem Wirkstoff. Die Theorie hierzu ist, das Virus abzutöten, bevor es zur Lunge gelangt ist. Einige Firmen sind mit den Tests schon fortgeschritten und planen eine Zulassung.
Der aus Argentinien stammende Wirkstoff Iota-Carrageen ist in der Diskussion das Ansteckungsrisiko einer SARS-CoV-2-Infektion zu minimieren. Der Wirkstoff stammt ursprünglich aus der Rotalge und ist zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten bereits im Handel. Eine klinische Studie zur Wirksamkeit bei einer Infektion mit Coronaviren läuft zurzeit.

Einen anderen Ansatz verfolgt die Forschung mit der dahinterliegenden Theorie, dass Coronaviren nur an bestimmte Moleküle andocken können. Dabei handelt es sich um die Moleküle ACE2 und TMPRSS2. In Wien wurde darauf basierend ein Wirkstoff entwickelt, welcher eine große Menge ACE2 Moleküle enthält und die Viren damit bindet, sie quasi verklebt und am weiteren Eindringen in den Organismus hindert. Erste Erfolge wurden mit dem Wirkstoff bereits erzielt. So war das Ergebnis einer Phase II Studie mit schwerkranken Patienten, dass die Beatmungszeit verkürzt und die Viruslast gesenkt werden konnte.  

Das Blutplasma

Das Blutplasma von genesenen Corona-Patienten spielt in der Forschung eine große Rolle. In diesem Blutplasma befinden sich Antikörper, welche gezielt extrahiert und moduliert werden, damit sie z. B. länger im Körper überleben. Mit solchen gentechnisch hergestellten antiviralen Antikörpern und verschiedenen Varianten davon wird überall auf der Welt geforscht.

Eine Auflistung aller klinischer Studien dazu können bei der antibodysociety eingesehen werden. Die antibodysociety ist eine internationale gemeinnützige Organisation, die Forschung und Entwicklung im Bereich Antikörper unterstützt.

Einen neuen Ansatz verfolgen zwei Forschungseinrichtungen aus den USA und der Schweiz: Sie wollen Medikamente auf den Markt bringen, welche mithilfe von Genen die Ausschüttung von entsprechenden Antikörpern im Körper selbst triggern. Es werden also nicht Tabletten eingenommen, welche synthetisch hergestellte SARS-CoV-2 Antikörper enthalten, vielmehr beinhalten die Medikamente die Gene dafür, dass die Produktion im Körper selbst stattfindet. Dies hat den Vorteil, dass schnell viele Antikörper produziert werden können, während die Herstellung dieser in einem Biotechnischen-Labor zeitaufwendig ist. Diese Art von Medikament gibt es noch nicht auf dem Markt.

Des Weiteren wird mit synthetischen Molekülen geforscht, welche oftmals stabiler sind als deren natürlicher Ursprung. Diese können Antigene erkennen und binden. In Tierversuchen wurden mit diesen Wirkstoffen Corona-Todesfälle verhindert. Phase II und III Studien für diese Art von Virustatika laufen dieses Jahr an.

Antivirale Medikamente, welche die Vermehrung des Virus in der Zelle hemmen

Bei diesem Ansatz kommen kleine, synthetisch hergestellte Moleküle zum Einsatz. Die Vorgehensweise ist bekannt und das bereits jetzt zugelassene Medikament Remdesivir wurde ursprünglich für eine andere Virusinfektion entwickelt: Ebola. Es stellte sich jedoch als nicht wirkungsvoll dafür heraus.
Die Vermehrung von Coronaviren kann das Medikament unter bestimmten Voraussetzungen hemmen.

Darüber hinaus gibt es mehrere Produkte, welche ursprünglich gegen das Grippe-Virus entwickelt wurden, welche in klinischen Studien auf Ihre Anwendbarkeit bei einer Corona-Infektion getestet werden. Auf dem Markt ist noch keines davon.

Sowohl Pfizer als auch die Universität Lübeck forschen mit neuartigen antiviralen Wirkstoffen, welche ebenfalls die Vermehrung des SARS-CoV-2 Virus in der Zelle hemmen. Ebenso in der Forschung ist Veru-111, ein Mittel, welches dem Coronavirus den Transport zum Zellkern erschwert und somit die Vermehrung des Virus behindert.

Ein bereits zugelassener Wirkstoff Niclosamid welcher ursprünglich gegen Bandwurm-Befall angewandt wird, wird weiter erforscht. So hat sich herausgestellt, dass das Mittel den zelleigenen Reinigungsprozess verstärkt und somit die Virusvermehrung schwächt. Das Mittel befindet sich in der klinischen Phase II-Studie.

Interessant ist ebenfalls der Ansatz der Forschungsgruppen der Universitäten Mainz, Gießen und Würzburg: Hier wurde ein Wirkstoff neu entwickelt, welcher ein Enzym von SARS-CoV-2 still legt und somit einer Replikation des Virus entgegenwirkt.

 Medikamente zur Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems

Eine schwere Corona-Erkrankung wirkt sich nicht nur auf die Lunge aus, sondern betrifft auch das Herz, die Nieren und andere Organe. Gerinnungshemmende Arzneimittel, welche ursprünglich nach Operationen verwendet werden und bereits zugelassen sind, haben bei der SARS-CoV-2-Therapie erste Erfolge gezeigt. Wirksame Stoffe sind dabei unter anderem Heparin und Bivalirudin.

Zudem wird in einer Studie untersucht, ob der Wirkstoff Dapagliflozin Organversagen und schwere Komplikationen verhindern kann. Dieses Medikament erhielt seine Zulassung als Diabetes-2 Arznei und wird auch bei Herzinsuffizienz eingesetzt.

Des Weiteren erprobt werden der Einsatz von blutdrucksenkenden Mitteln, hauptsächlich aus der Klasse der Sartane.

Dämpfende Immunmodulatoren bei schwerem Krankheitsverlauf

Bei einem schweren SARS-CoV-2 Verlauf ist die Immunreaktion des Körpers so stark, dass sie den eigenen Organismus bedroht. Um diese Überreaktion einzudämmen, werden dämpfende Immunmodulatoren eingesetzt, genauso wie beispielsweise bei Rheuma oder Multipler Sklerose. In einer Studie mit schwerkranken Covid-Patienten konnte das Medikament Dexamethason die Sterblichkeit senken und wird weiter erforscht.

Weiterhin werden Interferone, gentechnisch hergestellte Varianten von körpereigenen Botenstoffen, für die Anwendung bei SARS-CoV-2 Infektionen getestet.

Fazit:

Es ist unwahrscheinlich, dass es ein einziges Medikament gegen SARS-CoV-2 geben wird. Eine
SARS-CoV-2-Erkrankung kann unterschiedlich verlaufen und weist verschiedene Krankheitsstadien auf. Wichtig beim Einsatz eines Wirkstoffes ist deshalb, in welcher Krankheitsphase der Patient sich befindet. Medikamente, welche gute Ergebnisse in einer Krankheitsphase zeigen, können in einer anderen Phase der Krankheit den gegenteiligen Effekt haben.

Einzelne Wirkstoffe können gegebenenfalls kombiniert und die Medikation aufeinander aufgebaut werden.

Dabei machen Antivirale Arzneimittel, den ersten Schritt der Medikation aus. Sie versuchen das Virus daran zu hindern an der menschlichen Zelle anzudocken und sich zu vermehren. Im zweiten Schritt können Herz-Kreislauf Arzneimittel eingesetzt werden, um schwere Thrombosen und Schlaganfälle zu verhindern.

Ist die Erkrankung schon weit fortgeschritten, können Immunsuppressoren angewandt werden, um das überschießende Immunsystem des Körpers einzudämmen.

In allen Bereichen wird vielfach und international geforscht. Um die Wirksamkeit und Sicherheit von etwaigen Medikamenten für den Einsatz von SARS-CoV-2 sicherzustellen, werden alle klinischen Studienphasen durchlaufen. Eine Vielzahl von Arzneimittel-Projekten befindet sich zurzeit in Phase II Studien. In dieser Phase wird das Therapiekonzept überprüft und positive Effekte der Therapie sollten erkennbar sein. Erst danach wird Phase III und ggf. Phase IV eingeleitet. Die Herstellung eines Medikaments dauert oft Jahre.

„Ein Wirkstoff ist noch lange kein Medikament“ wie Rolf Hilgenfeld, Direktor des Instituts für Biochemie an der Universität Lübeck, betonte. 

Quellen:

vfa.de | covid19treatmentguidelines.nih.gov | rki.de